Bluthochdruck verstehen und vorbeugen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich weiterhin die häufigste Todes­ursache. Daher ist es wichtig, bekannte Risiko­faktoren wie einen erhöhten Blutdruck rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln – und das schon in jungen Jahren.

Im Interview klärt Dr. Wanda Lakner, Executive MBA, über Früh­er­kennung, Risiken und Prävention von Blut­hoch­druck auf. Unsere Expertin ist Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und Not­fall­medizin und leitet das Gesund­heits­zentrum für Selbständige seit März 2024 als Ärztliche Direktorin.

5 Tipps für einen gesunden Blutdruck

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Dr. Wanda Lakner

Warum sollte ich auf meinen Blutdruck achten?

Bluthochdruck entwickelt sich schleichend und verursacht zunächst keine Beschwerden. Über die Jahre kann er jedoch schwere Schäden mit fatalen Folgen verursachen, die oft bis zu Erwerbs­unfähig­keit und Tod reichen. Als Faust­regel gilt, dass sich für jede 20 mmHg Erhöhung an systolischem Blut­druck das Risiko, in den nächsten Jahren an einem Herz­infarkt oder Schlag­anfall zu versterben, praktisch verdoppelt. Die gute Nachricht ist: ein erhöhter Blut­druck ist – sofern erkannt – sehr gut behandel­bar. Deshalb sollte jeder Mensch seinen Blut­druck kennen und regel­mäßig kontrollieren.

Gibt es Frühwarn­zeichen oder Screening-Tests für Blut­hoch­druck?

Ich empfehle, regelmäßig entweder selbst den Blut­druck zu messen oder ihn haus­ärztlich messen zu lassen. Verwenden Sie dafür unbedingt ein Gerät mit Ober­arm­manschette, und notieren Sie sich die gemessenen Werte, damit Sie über die Zeit ein gutes Bild über Ihren Blut­druck bekommen. Beschwerden haben die Wenigsten, sie sind auch meist unspezifisch. Zu ihnen gehören z.B. Schwindel, Ohren­sausen, Kopf­schmerzen oder Herz­klopfen.

Gibt es familiäre Faktoren für die Ent­stehung von Blut­hoch­druck?

Wie bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt die Wahr­schein­lich­keit, selbst einen Blut­hoch­druck zu bekommen, sofern ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister) eben­falls einen Blut­hoch­druck hat bzw. hatte. Sollten das bei Ihnen der Fall sein, seien Sie sich diesem erhöhten Risiko bewusst, wirken Sie mit einem gesunden Lebens­stil entgegen und behalten Sie Ihren Blut­druck im Auge. Wir haben mittler­weile auch sehr gute und verträgliche Medikamente, um den Blut­druck zu senken.

Wie kann ich mein Blut­hoch­druck-Risiko minimieren?

Faktoren wie Geschlecht, Alter und Genetik können wir nicht be­ein­flussen. Vieles andere hingegen schon, allen voran den eigenen Lebens­stil. Mit gesunder Ernährung (mediterran, salz­arm), ausreichend Schlaf (mind. 7-8 Stunden pro Nacht), regel­mäßiger Bewegung (lt. WHO mind. 2,5 Stunden pro Woche), einem normalen Körper­gewicht (BMI < 25), Nikotin­karenz sowie einem gesunden Stress­management können Sie Ihr individuelles Risiko, an Blut­hoch­druck zu erkranken, reduzieren – nämlich um ca. 5 mmHg, und das un­ab­hängig von Ihrem zugrunde­liegenden genetischen Risiko.

Ist Bluthochdruck reine „Männer­sache“, oder sind auch Frauen betroffen?

Es gibt in der Tat geschlechter­spezifische Unterschiede. So neigen junge Frauen eher zu niedrigerem Blut­druck im Vergleich zu Männern – das liegt v.a. am Sexual­hormon Östrogen, das blut­druck­senkend wirkt. Ein früher Beginn der Meno­pause sowie bestimmte Komplikationen während einer Schwanger­schaft können hingegen das Risiko von Frauen, im Alter an Blut­hoch­druck zu erkranken, deutlich erhöhen. Dazu zählen z.B. eine Schwanger­schafts­ver­giftung (Präeklampsie) oder ein schwanger­schafts­assoziierter Blut­hoch­druck. Hier ist Früh­er­kennung durch regel­mäßige Blut­druck­messungen daher besonders wichtig.

Welche Rolle spielt eine regel­mäßige Gesund­heits­vor­sorge bei der Früh­erkennung und Prävention von Blut­hoch­druck?

Eine essentielle. Je früher ein erhöhter Blut­druck erkannt wird, desto eher können Gefäß­schäden und gefährliche Folge­er­krankungen vermieden werden. Die Früh­er­kennung mittels Blut­druck­messung ist zudem wirklich einfach und kann sogar zu Hause durch­ge­führt werden. Sie ist außerdem fixer Bestand­teil der Vorsorgeuntersuchung, die ich sowieso allen ab 30 Jahren in regel­mäßigen Abständen ans Herz lege. Sollte dabei ein erhöhter Blut­druck fest­ge­stellt werden, ist es sinnvoll, eine Woche lang zweimal täglich den Blut­druck zu Hause selbst zu messen, um einen „Weiß­kittel­blut­hoch­druck“ aus­zu­schließen. Und sollten Sie wirklich einen Blut­hoch­druck haben, gibt es gute Behandlungs­möglich­keiten, um ihn in den Griff zu bekommen. Dazu zählen u.a. das telemedizinische Blutdruck-Monitoring, eine Anpassung des Lebens­stils und auch sehr gute Medikamente, um den Blut­druck zu senken.

5 Tipps für einen gesunden Blutdruck

  1. Übergewicht vermeiden
  2. Ausreichend Bewegung (mind. 2,5 Stunden pro Woche)
  3. Stress reduzieren (ausreichend Schlaf, Lärm­belastungen vermeiden, Stress­management)
  4. Salzarme, gesunde, bevorzugt mediterrane Ernährung
  5. Alkohol und Nikotin meiden
Junges Paar in Sportkleidung läuft am Abend durch die Stadt.

Terminvereinbarung – so funktioniert’s

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