Starke Stimme, starker Auftritt
Für die meisten Menschen ist die Stimme das wichtigste Kommunikationswerkzeug. Sie hilft uns, Gedanken, Emotionen und Informationen zu vermitteln, Kund*innen zu überzeugen und Beziehungen aufzubauen. Ihre wahre Bedeutung wird uns leider oft erst klar, wenn uns Heiserkeit oder Stimmverlust einen Strich durch die Rechnung machen.
Im Interview verrät Dr. med. Bc. Antonia Tardue-Breiter, wie Sie mit der richtigen „Stimmhygiene“ Problemen vorbeugen und Ihre Stimme leistungsfähig erhalten können. Unsere Expertin ist Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Phoniatrie (Sprach-, Stimm- und Hörstörungen), ausgebildete Sängerin mit Bühnenerfahrung, und leitet seit Herbst 2023 den Fachbereich HNO im Gesundheitszentrum für Selbständige.
Was ist Stimmhygiene?
Stimmprobleme wie Heiserkeit, eine belegte Stimme, Räuspern und Stimmverlust entstehen häufig durch ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen an unsere Stimme und unserer individuellen stimmlichen Leistungsfähigkeit. Unter Stimmhygiene versteht man eine Reihe von täglichen Routinen und guten Gewohnheiten, um Stimmproblemen vorzubeugen, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Stimme zu fördern und die Stimme insgesamt belastbarer zu machen.
Für wen ist Stimmhygiene besonders wichtig?
Grundsätzlich können alle davon profitieren, die im beruflichen Alltag auf eine gut funktionierende Stimme angewiesen sind. Immerhin arbeitet rund ein Drittel der Bevölkerung heutzutage in stimmintensiven und kommunikativen Berufen, bei denen der Erfolg maßgeblich von einer gut funktionierenden Stimme abhängt. Speziell für Personen, die viel im Umgebungslärm und/oder vor größeren Gruppen sprechen bzw. singen müssen, ist die richtige Stimmhygiene wichtig. Dazu zählen u.a. Lehrende, Vortragende, Trainer*innen, Therapeut*innen, Pfleger*innen, Sänger*innen, Schauspieler*innen und Moderator*innen, Friseur*innen, Fremdenführer*innen, Callcenter-Mitarbeitende und Kindergartenpädagog*innen.
Wie kann ich meine Stimme trotz beruflicher Belastungen bestmöglich schützen?
- Halten Sie die Schleimhäute feucht, um die Widerstandsfähigkeit der Stimme zu erhalten. Ich empfehle, täglich mind. 2 Liter stilles Wasser zu trinken, zwischendurch befeuchtende Pastillen (möglichst zucker-, menthol- und pfefferminzfrei) zu lutschen und mit physiologischer (isotonen) Kochsalzlösung zu inhalieren.
- Wenn Sie viel Zeit in Räumen mit geringer Luftfeuchtigkeit verbringen z.B. während der Heizperiode, kann es sinnvoll sein, einen Luftbefeuchter aufzustellen.
- Atmen Sie wann immer möglich durch die Nase, da die Nasenschleimhaut die Atemluft automatisch befeuchtet, wärmt und filtert.
- Achten Sie darauf, ausreichend zu schlafen. Schon aus dem Leistungssport wissen wir, dass Schlaf wichtig für die sportliche Leistungsfähigkeit ist. Profisportler*innen werden sogar bis zu neun Stunden Schlaf empfohlen. Auch Menschen in Hochleistungsstimmberufen sind Leistungssportler*innen, daher ist auch für sie und ihre Performance ausreichend Schlaf und Erholung enorm wichtig.
- Genauso wie im Sport sollte auch die Stimme entsprechend aufgewärmt und anschließend wieder entspannt werden. Sehen Sie dazu unsere Übungen für Warm-up & Cool-down.
- Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung, da diese Stimmgebung und Atmung unterstützt.
- Sprechen Sie langsam und nehmen Sie sich genug Zeit für jeden Atemzug. Dadurch atmen Sie automatisch tiefer und entspannter und reduzieren die Spannung im Kehlkopfbereich.
Welche Rolle spielen Ernährung und Lebensstil bei der Erhaltung meiner Stimme?
Schon die alten Römer wussten: Die Stimme ist der Spiegel der Seele. Wenn wir gestresst sind, verändern sich Atmung und Körperspannung, und dadurch auch unsere Stimme. Außerdem kann Stress zu verändertem Essverhalten und vermehrter Magensäurebildung führen. Wenn es zu Rückfluss von Magensäure (Reflux, Sodbrennen) in den Kehlkopfbereich kommt, kann dies Schäden an den Stimmbändern verursachen. Nehmen Sie sich daher ausreichend Zeit zum Essen und kauen Sie gut, um die Verdauung zu unterstützen. Nehmen Sie lieber mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt als eine große Mahlzeit am Abend zu sich. Essen Sie nicht zu knapp vor dem Schlafengehen, 3-4 Stunden Abstand wären ideal.
Woher weiß ich, ob ich Stimmprobleme habe und wann der richtige Zeitpunkt ist, eine*n Arzt*Ärztin aufzusuchen?
Wenn Sie regelmäßig an Heiserkeit, Stimmermüdung, Räusperzwang oder einem Fremdkörpergefühl im Hals leiden, sollten Sie sich von einem*einer Facharzt*Fachärztin für HNO und Phoniatrie untersuchen lassen. Wie immer gilt: Je früher, desto besser, um bleibenden Schäden an den Stimmbändern vorzubeugen und ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Insbesondere wenn die Heiserkeit länger als 3 Wochen andauert, ist eine Abklärung unbedingt zu empfehlen. Im Gesundheitszentrum für Selbständige bieten wir umfangreiche Beratungen im Bereich der Stimmgesundheit an.
Gibt es Gewohnheiten, die ich zum Wohl meiner Stimme vermeiden sollte?
Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Flüstern, Räuspern und Schreien wirken sich negativ auf die Stimme aus. Wenn Sie bereits heiser sind, achten Sie auf Schonung und setzen Sie Ihre Stimme keinen weiteren Belastungen aus.
Stimme auf- und abwärmen – so funktioniert’s:
Einfache Übungen zum Auf- und Abwärmen:
- Lippenflattern: Kinder machen uns diese Übung perfekt vor, wenn sie beim Spielen das Motorengeräusch eines Autos nachahmen. Sie blasen dabei die Luft so schnell durch die Lippen, dass ein Geräusch entsteht, das die Lippen flattern lässt. Das Lippenflattern können Sie zuerst ohne Stimme testen, und sobald es klappt die Stimme dazunehmen, sodass eine Art Brummen entsteht.
- Atem spüren: Die Hände auf den Bauch legen und die Atembewegungen spüren. Diese Übung bewährt sich übrigens auch, wenn Sie vor einem Vortrag oder Auftritt nervös sind.
Übungen zum Aufwärmen:
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Gähnen und „Äpfel vom Baum pflücken“: Gähnen und dabei den Körper in verschiedene Richtungen strecken und dehnen. Dabei auf die Zehenspitzen steigen und die Arme nach oben strecken, als ob man Äpfel von einem Baum pflücken würde. Die Stimme kann sanft mit einem genüsslichen „aaah“ dazu genommen werden.
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Kauen: Kaubewegungen machen und sich dabei vorstellen, man isst etwas Gutes. Dann die Stimme mit einem genüsslichen „mmmh“ dazu nehmen.
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Brustkorb abklopfen: Mit beiden Fäusten den Brustkorb an verschiedenen Stellen abklopfen und dabei summen („mmmh“). Sie können nach dem Summen auch ein „aaah“ ausprobieren. Wenn Sie sich dabei wie ein Gorilla fühlen, ist es genau richtig!
Übungen zum Abwärmen:
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Körper lockern: Den ganzen Körper lockern und ausschütteln. In den Körper hineinspüren, wo Spannung ist, was besonders gelockert und gedehnt werden möchte.
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Phase der Stimmruhe: Nach intensivem Gebrauch der Stimme empfiehlt es sich, für einige Stunden bewusst auf Sprechen, Flüstern, Husten und Räuspern zu verzichten. So können die Stimmbänder regenerieren und Überlastungssymptomen vorgebeugt werden.
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Trinken: Sorgen Sie für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr – nicht nur Ihrer Stimme zuliebe.
Terminvereinbarung – so funktioniert’s
- Online-Terminvereinbarung rund um die Uhr per ID Austria.
- Per E-Mail an terminplanung@gzsvs.at.
- Telefonisch unter +43 5 08 08-5203 oder 5204.